Inspiration pur

Die Geschichte des querschnittgelähmten Flo Dungl

The Journey begins. Sommer 2007. Florian Dungl ist 21 Jahre alt und fährt zum Baden nach Lignano. Beim Ballspielen albert er auf den Schultern eines Freundes herum, kippt nach vorne und kommt mit dem Rücken am harten Sand auf. Von einer Sekunde auf die andere spürt er seinen Körper nicht mehr. Dungl weiß sofort, "ich bin querschnittsgelähmt.“

Pushing Borders. Davon lässt er sich aber nicht aufhalten. Nach einer intensiven Reha entscheidet er sich bewusst gegen die Invalidenpension und gründet Valid, das mittlerweile größte deutschsprachige Magazin für Menschen mit Beeinträchtigung: „Ich hatte das Gefühl, dass ständig andere entscheiden, was es heißt, behindert zu sein. Mit Valid wollte ich mir selbst – und allen anderen - eine starke Stimme geben.“ Doch damit hat Dungl nicht genug - er will weiter Grenzen verschieben.

New Horizons. Was ihm in seinem Leben fehlt ist ein Sport, bei dem er körperlich in die Vollen gehen kann: „Ich habe Bewegung immer geliebt, aber nie eine Möglichkeit gesehen, das mit meiner Behinderung weiterzutragen!“ Als er seinen Freund und Profi-Surfer Markus Lahmer davon erzählt, ist bald eine große Vision geboren. Florian Dungl soll als erster Tetra-Gelähmter weltweit über die Wellen surfen. Doch es soweit ist, müssen Dungl, Lahmer und ihr Team von Ohana Vienna technische Lösungen finden, Rückschläge überwinden und immer wieder von Neuem entscheiden, dass „Geht nicht!“ ganz einfach keine Option ist. Um erfolgreich zu sein, müssen sie schließlich ganz neue Wege beschreiten. Nach monatelanger Arbeit ist es dann endlich so weit. Der „Cage“ ist fertig - eine weltweit einzigartige Vorrichtung, die Dungl ermöglicht, seine volle Kraft aufs Brett zu bringen.

Dare. Am Ende der Vorbereitung steht der Sprung ins Ungewisse. Der erste Praxistest stellt Dungl vor eine weitere Herausforderung. Seit seinem Badeunfall hat er panische Angst vor dem Wasser. Doch mit Lahmer an seiner Seite will er sich am Wörthersee seiner Angst stellen: „Das bedeutet für mich, am Leben zu sein. Einfach ins kalte Wasser springen – und darauf vertrauen, dass es trägt!“ 

Nothing is impossible. Am Ende hat Dungl es geschafft. Als weltweit erster Tetraplegiker surft er über den Wörthersee. Damit schlägt er nicht nur in der Community Wellen. Überall wird über den „Cagesurfer“ berichtet, der der ganzen Welt gezeigt hat, dass mit guten Freunden, großer Leidenschaft und der richtigen Einstellung einfach alles möglich ist.  

Give something back. Gleichzeitig liegt Florian nichts mehr am Herzen, als etwas zurückzugeben. Deswegen ist er auch als Leiter der Sparte Wakesurf im österreichischen Wasserskiverband aktiv. 2021 gelingt erneut Historisches – beim Finale der Austrian Wakesurf Series gehen zum ersten Mal in der Geschichte des Sports gleich drei Rollstuhlfahrer an den Start. Neben Dungl auf der Welle: Ex-Skispringer Lukas Müller und Para-Ski-Ass Markus Gfatterhofer. Damit wird der ÖWWV zum internationalen Vorreiter in puncto Inklusion. Doch damit nicht genug. Im selben Jahr startet Florian Dungl gemeinsam mit Lahmer „Inklusives Wakesurfen an der Donaumarina“ – ein weltweit einzigartiges Projekt im Herzen von Europas Inklusionsstadt Nr.1, Wien. Florian ist begeistert: „Hier tun wir alles dafür, um Menschen Inklusive Wakesurfen näherzubringen – ‚Inklusives Wakesurfen an der Donaumarina‘ verbindet Menschen, schafft Vertrauen und überwindet Grenzen.“ Gleichzeitig ist er mit Lahmer auf der ganzen Welt als Inklusionsbotschafter unterwegs, um sein Wissen um Inklusive Wakesurfing mit anderen Parasportlern zu teilen – zuletzt in der Ukraine und in Portugal.  

Wakesurfing is for everyone. Dabei ist das Wakesurfen der ideale Inklusionssport. Ganz einfach, weil hier Behinderte und Nicht-Behinderte Menschen ganz selbstverständlich miteinander im Team agieren. Darüber hinaus ist es beim inklusiven Wakesurfen im Wettkampfmodus nicht nötig, einzelne Formen von Behinderungen zu unterscheiden – vielmehr gilt: Auf der Welle sind alle gleich! Das passt perfekt zu Mission des Inklusionsbotschafters: „Das Wakesurfen hat mein Leben unfassbar bereichert. Hier kann geht es nicht um Behinderung, sondern darum, gemeinsam etwas zu bewegen - deswegen liegt mir nichts mehr am Herzen, als diese Erfahrung auch anderen Menschen in meiner Situation zu ermöglichen.“ Daneben surft Dungl aber auch sportlich weiter auf der Erfolgswelle – 2022 gelingt ihm erneut das Unmögliche.

Erfolgswelle 2022. Bei der Europameisterschaft in London (Liquid Leisure/Windsor) sichert er sich den ersten großen Titel sichern – als erster Tetraplegiker in der Geschichte des Sports ist er Europameister in der Kategorie Adaptive Sitboarding. Danach geht es für den Cagesurfer erstmals nach Übersee. Dungl bekommt von den Top-Wakeboard-Bauern Phase 5 ein eigenes Board - als Teamrider ist er der erste Adaptive Wakesurfer überhaupt, der einen solchen Vertrag bekommt. Höhepunkt der Saison war danach der erste offizielle Turnierteilnahme in Amerika bei den WWA U.S. National, wo Dungl den sensationellen dritten Platz im Adaptive Sitboarding für sich erreichen kann. Bei dem allen steht aber der Team Spirit im Vordergrund, so Dungl: „Was diese Saison passiert ist, ist einfach unglaublich – ohne meine Crew, Markus (Lahmer) Fabian Holzinger und Kurt Steyrer wäre das nicht möglich gewesen!“ Dabei hat der Cagesurfer aber noch viel vor.

Future Goals. 2023 will er unbedingt zur WM, ein weiteres großes Ziel ist es, eine Tour zu gewinnen – am wichtigsten aber ist ihm aber, den Inklusionssport weiterzubringen: „Ziel ist es, unsere Teilnehmerzahlen bei den Adaptive Sitboard-Bewerben zu verdoppeln!“ 

Klingt unmöglich – und ist genau so die perfekte Herausforderung für den Cagesurfer und sein Team.